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|   webmaster |   Feldarbeit Etappe 5 Sorata - Chusi - Guanay November, Dezember 2001 Alle Bilder in dieser Etappe wurden ab Dias digitalisiert. Auf diesem Trip sind zwei Reiseetappen vorgesehen. Auf der ersten möchte ich auf dem Goldgräberpfad (Camino del Oro)
                         von Sorata nach Guanay die verschiedenen Klima- und Vegetationszonen kennenlernen. In der zweiten Etappe reise ich
                         nach Tarija in den Süden Boliviens, um dort weitere Kakteengebiete zu erforschen.
                            Karte Sorata mit Titicacasee Nach einem Kurzbesuch auf der Isla del Sol fahre ich mit Bus in das östlich gelegene Sorata am Fusse des Nevada Illampu.
                         Dieser auf 2´800 m gelegene Ort mit angenehmem Klima ist besonders für Wanderer und Bergsteiger ein beliebtes Ausflugsziel.
                         Sorata hat kolonialen Ursprung und war im 19. Jahrhundert Treffpunkt für Goldsucher, Kautschukbarone und Freiheitskämpfer.
                         Überraschenderweise finde ich im Ort ein Touristbüro, das geführte Berg- und Wandertouren anbietet. Da es gleich zu Beginn
                         der Tour einen 2´000 m hohen Aufstieg gibt, entschloss ich mich einen Führer mit Maultier zu mieten, der mich bis ins
                         letzte Dorf vor dem Pass bringt.
                              im belebten Zentrum von Sorata 
 Der Weg entlang des Rio Tipuani führt zunächst durch eine Buschlandschaft mit offenen Grasflächen. Schon bald entdecke ich die ersten blühenden Pflanzen.
                            Tagblume (Commelina) Commelinagewächse, Camino del Oro 3´600 m, Dep. La Paz, Provinz Larecaja     Fuchsia boliviana Nachtkerzengewächse, mit traubigen Blütenständen, Camino del Oro 3´600 m, Dep. La Paz, Provinz Larecaja       Schwarzmundgewächse (Brachyotum  microdon) sind bis 2 m hohe holzige Sträucher, Camino del Oro 3´600 m, Dep. La Paz, Provinz Larecaja Der steinige und glitschige Weg aus der Zeit der Inkas führt zunehmend durch dichten Bergurwald. Man kann sehen,
                         dass dieser nicht oft begangen wird. Im schattigen Unterholz wachsen zahlreiche tropische Farnarten und urtümliche
                         Flechten mit kleinwüchsigen Tillandsien, die in fast allen Höhenlagen zu finden sind.
                              Am Rio Tipuani         Tüpfelfarngewächs mit Flechten (Lichen), Camino del Oro 3´500 m - 2´800 m   Dep. La Paz, Provinz Larecaja                             verschiedene Flechten (Lichen), Tillandsien und vermutlich eine Pilzart Camino del Oro 3´500 m -2´800 m, Dep. La Paz, Provinz Larecaja Weiter talwärts wird der Rio Tipuani zunehmend grösser und wegen des milderen Klimas auch die Pflanzenvielfalt.
                         Durch diesen faszinierenden tropischen Garten zu laufen ist einmalig und voller Überraschungen. Man wird buchstäblich
                         gefangen gehalten, und man kommt vom Staunen und Bewundern kaum vom Fleck.
                                          Rio Tipuani und Epidendrum capricornu aff. Orchideengewächs mit Streifenfarngewächs (Aspleniaceae) Camino del Oro 2´800 m - 2´400 m, Dep. La Paz, Provinz Larecaja       Streifenfarngewächs (Aspleniaceae) mit Sporenbehälter Camino del Oro 2´800 m - 2´400 m, Dep. La Paz, Provinz Larecaja       Trichocentrum aff. (Orchideengewächs) am Rio Tipuani Camino del Oro 2´800 m - 2´400 m, Dep. La Paz, Provinz Larecaja       Trichocentrum ascendens (Orchideengewächs) am Rio Tipuani Camino del Oro 2´800 m - 2´400 m, Dep. La Paz, Provinz Larecaja       Passionsblume (Passiflora vitifolia) Camino del Oro 2´800 m - 2´400 m, Dep. La Paz, Provinz Larecaja   blaue Passionsblume (Passiflora caerulea) Camino del Oro 2´800 m - 2´400 m, Dep. La Paz, Provinz Larecaja   Begonia spec. Schiefblattgewächs (Begoniaceae) Camino del Oro 2´800 m - 2´400 m, Dep. La Paz, Provinz Larecaja   Peperomia spec. Pfeffergewächs (Piperaceae) Camino del Oro 2´800 m - 2´400 m, Dep. La Paz, Provinz Larecaja Vor allem auf Felsen und niedrigen Büschen entlang von Bachläufen tummeln sich verschiedene Arten von Heuschrecken.
                                       Verschiedene Heuschrecken (Orthoptera) entlang von Bachläufen Camino del Oro 2´800 m - 2´400 m, Dep. La Paz, Provinz Larecaja Dort wo die Bäume nicht so hochgewachsen und der Wald weniger dicht ist, stehen immer wieder vereinzelt oder in kleinen Gruppen
                         Baumfarne (Cyathea delgadii). Diese bis zu 10 m hohen baumartigen Pflanzen mit ihren weit ausladenden gefiederten Blättern
                         faszinieren immer wieder.
                                              Baumfarn (Cyathea delgadii), jüngere Blätter vor dem Entrollen und vollentwickelte gestielte, gefiederte Blätter Camino del Oro 2´800 m - 2´400 m, Dep. La Paz, Provinz Larecaja Ich hatte mein Stativ aufgebaut und war am Pflanzen Fotografieren, als plötzlich Kinder vor mir standen. Sie waren
                         erschrocken und wie gelähmt, als ob ein Ausserirdischer vor ihnen stehen würde mit merkwürdigem Gerät in der Hand.
                         Doch das änderte sich schnell und ihre Gesichter strahlten, als ich ihnen einen Schokoriegel überreichte. Vermutlich
                         hatten sie noch nie eine solche Köstlichkeit geniessen können. Sie leben im nahegelegenen Hof weit weg von der Zivilisation.
                                Kinder mit Hof auf dem Camino del Oro Dieses Wurmfarngewächs (Dryopteridaceae), das beim Entrollen der Jungblätter ein schleimiger Saft ausscheidet,
                         ist besonders attraktiv. Diese wachsen im schattigen dichten Unterholz hoher Bäume.
                                        Wurmfarngewächs (Dryopteridaceae), entrollen von Jungblättern Camino del Oro 2´800 m - 2´400 m, Dep. La Paz, Provinz Larecaja Am späteren Nachmittag haben starke Regenfälle mich gezwungen mein Zelt auf dem Weg aufzubauen. Leider verwandelte
                         sich dieser zu einem Gebirgsbach und ich verbrachte die Nacht in einem Wasserbett.
                            Ungewöhnlicher Campingplatz Am Boden im Halbschatten wie auch epiphytisch auf Bäumen wachsen zahlreiche verschiedene Arten und Unterarten von Bromeliengewächsen.
                         Sie sind in tiefen bis hohe Lagen weit verbreitet.
                                Am Boden wachsende Bromeliengewächse Camino del Oro 2´600 m - 2´000 m, Dep. La Paz, Provinz Larecaja       Bromeliengewächs mit Epidendrum fa. (Orchideengewächs) Camino del Oro 2´600 m - 2´000 m, Dep. La Paz, Provinz Larecaja               Verschiedene epiphytische Bromeliengewächse auf Bäumen Camino del Oro 2´600 m - 2´000 m, Dep. La Paz, Provinz Larecaja     Heliconia spec., Helikoniengewächse (Heliconiaceae) Camino del Oro 2´000 m, Dep. La Paz, Provinz Larecaja Auf ca. 2´000 m Höhe verengt sich das Tal und der Rio Tipuani zwängt sich durch eine schmale Schlucht. Hier einen
                         Weg zu bauen entlang dieser steilen Felswände mit zahlreichen Wasserfällen war auch für die Architekten der Inkas
                         nicht zu bewältigen, und so bauten sie diesen ca. 30 m langen Tunnel, was für die damalige Zeit eine Meisterleistung war.
                              Inka-Tunnel in einer engen Schlucht des Rio Tipuani Mehr und mehr komme ich in die Gebiete, wo Goldgräber in ihren Schürfplätzen herumwühlen, und wenn nötig diese
                         auch mit Schusswaffen verteidigen, sagt mir dieser Mann. Ob ich auch nach Gold suchen würde, fragte er. Nein, für mich seien die Vielfalt
                         der Pflanzen hier eine Goldgrube. Es sei nicht ganz ungefährlich sich in dieser Gegend aufzuhalten, sagte er und schaufelte weiter.
                              Goldgräbersiedlung am Rio Tipuani und Goldgräber Endlich nach fünf Tagen finde ich einen richtig schönen und bequemen Campingplatz. Und wenn man sich frühmorgens in
                         dieser Stille gemütlich hinsetzt bekommt man vom Urwaldsender ein unglaublich vielfältiges Konzert von Tiergeräuschen
                         zu hören. Da gibt es zirpende, sägende, brummende und summende Insekten und verschiedene Papageienarten, die sich
                         kreischend auf Bäumen sammeln, oder das brummen der Kolibris, die im Eiltempo nach Nektar suchen. Dazu gibt es in
                         der Nähe bei herabstürzenden Wasserfällen in einem grossen Pool das lang ersehnte Bad mit schöner Sicht in die immergrüne Landschaft.
                            Camping im lockeren Urwald      Kolibris spec. Camino del Oro 2´000 - 1´200 m, Dep. La Paz, Provinz Larecaja.       Bademöglichkeit im immergrünen Urwald         Bild 1+2: vermutlich ein Rötegewächse (Rubiaceae) Bild 3: vermutlich ein Hundsgiftgewächse (Apocynaceae) Rauvolfioideae, (Cerbera aff.) Bild 4: vermutlich Blüte vom Kondurangostrauch (Marsdenia cundurango) Camino del Oro 2´000 - 1´200 m, Dep. La Paz, Provinz Larecaja.     Eine unbekannte Pflanzen Camino del Oro 2´000 - 1´200 m, Dep. La Paz, Provinz Larecaja. Der tropische Wurmfarn, verwandt mit unserem heimischen Wurmfarn (Dryopteris filix-mas) oder gewöhnlicher
                         Wurmfarn, wächst vor allem an grasbewachsenen oder wenig buschigen Steilhängen und bedeckt mancherorts grosse Flächen.
                                  Tropischer Wurmfarn verwandt mit unserem heimischen Wurmfarn (Dryopteris filix-mas), Jüngere Blätter vor dem Entrollen Camino del Oro 2´000 m - 1´400 m, Dep. La Paz, Provinz Larecaja. 
 Diese Etappe durch verschiedene Klimazonen vom Hochland ins Tiefland hat einmal mehr gezeigt, dass Bolivien eine
                         unglaubliche Vielfalt an Pflanzen und Landschaften beheimatet. Dieses wunderschöne Land ist wie eine Wundertüte, jeden
                         Tag Überraschungen mit eindrücklichen Erlebnissen und viel Abenteuer. Von Guanay reise ich mit Bus zurück nach La Paz,
                         von wo aus ich in den Süden nach Tarija fliege, um dort weitere unbekannte Kakteengebiete zu erforschen.
                          Siehe Fortsetzung: (folgt demnächst) Camargo - Culpina - Tarija November 2001 | |